53
Strömung die Sinkstoffe dieses Stromes zu Nehrungen anhäuft, an denen kein
besserer Hafenplatz entstehen kann. Auch am Golf von Biskaya haben eine
Meeresströmung und die vom Ozean kommenden Winde zusammengewirkt, eine
große Dünenreihe aufzuwerfen, hinter der sich eine ausgedehnte Sumpfland-
schaft, die Landes (Heide) erstreckt. Aber weiter nordwärts ist die Küste günstig
gegliedert, stellenweise zu einer fjordartig zackigen Verzweigung, und durch die
weiten Schlauchmündungen der Ströme dringt der Einfluß des Meeres mit starker
Gezeitenbewegung tief in das Land hinein. Fast überall hat Frankreich Flach-
küste, nur im Nw. ist die Küste steil.
4. Höhengliederung. Der Boden ist größtenteils eine wellige Tiefebene von
kaum 100 m mittlerer Höhe, die sich zum kleineren Teile nach dem Mittel-
ländischen Meere, zum größeren zum Atlantischen Ozeane abdacht. Im N. sind
die Bretagne und die Normandie (nach den Briten und Normannen benannt)
hügelige Landstriche, die mit Heide bewachsen sind, östlich davon erstreckt
sich ein Tieflandstreifen, von Hügeln unterbrochen, aus der Gegend des Pas
de Calais bis zu den Pyrenäen. An die Ardennen und den Wasgenwald schließt
sich ein Mittelgebirge, das nach N. und W. abwässert und die Quellen der meisten
französischen Flüsse enthält. Seine einzelnen Teile sind die Montagnes Faucilles
(Sichelberge), das quellenreiche Hochland von Langres, die kalkige und deshalb
rebenbedeckte Côte d'or (d. i. Goidhügel), die nach der Rhone steil abfallenden
Cevennen und das Hochland von Auvergne. Letzteres besteht aus vulkanischem
Gestein, doch die alten Krater sind erloschen; die gewölbten Kuppenberge
gleichen natürlichen Festungen und das rauhe Land erinnert mit seinen Lava-
strömen und Maaren an die Eifel. Hier liegen die höchsten Gipfel des inneren
Frankreich, darunter der Mont Dore, der die Schneekoppe um 3c0 m an Höhe
übertrifft.
Das Land hat außerdem Anteil am Juragebirge, das nach W. allmählich
abfällt, und an dem Westflügel der Alpen. Die niedrigeren Vorketten, die Savoyer
und Dauphiné-Alpen, leiten hinauf zu den erhabensten Alpenriesen, unter denen
der Mont Cenis und der eisgepanzerte Montblanc zu Frankreich gehören. Zahl-
reiche Straßen führen nach Italien und nach der Schweiz, besonders die im 12 km
langen Tunnel das Gebirge durchbrechende Mont Cenisbahn und der Kleine St.
Bernhardpaß.
Die Südgrenze verläuft auf dem Rücken der Pyrenäen, doch gehören die
höchsten Berge zu Spanien.
Während diese nur im 0. und W. von Straßen umgangen werden können
und auch südlich der Alpen nur ein schmaler Küstenstreifen den Verkehr erlaubt,
befindet sich zwischen dem Jura und dem Wasgenwalde eine breite Senke, die
von jeher den Verkehr ermöglichte und ein Völkertor geworden ist, die Burgundische
Pforte. Ebenso öffnet sich im N. der Ardennen ein Tieflandstreifen zu den Nachbar-
ländern.
Auch im Innern stellen sich dem Verkehr nirgends größere Schwierigkeiten
entgegen.
5. Bewässerung. Der Boden, zu fünf Sechstel Tiefland, ist größtenteils
fruchtbar und ausreichend von Flüssen bewässert, während Seen fehlen. Die
Ströme kommen meist aus der Mitte des Landes oder nähern sich im Unter-
laufe, so daß sie leicht durch Kanäle verbunden werden können. Am
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Ortsnamen: Biskaya Frankreich Wasgenwald Frankreich Frankreich Italien Schweiz Spanien
54
wichtigsten ist die Seine teils wegen ihrer Wasserfülle und der Lage und
Richtung ihrer Mündung, teils weil sie mit ihren Nebenflüssen, der Marne und
Oise, das zentrale Becken von Paris durchströmt. Ihre vielen Krümmungen sind
der Schiffahrt zwar hinderlich, doch ist sie durch den Kanal von Orléans mit der
Loire, durch den Rhein-Marnekanal mit dem Rhein, durch den Burgunder
Kanal mit der Rhone verbunden. Die Loire hat zwar ein wichtiges und großes
Stromgebiet, ist aber wegen ihrer sehr schwankenden Wasserführung für die
Schiffahrt wenig zu gebrauchen. Die Garonne, vom Einfluß der Dordogne ab
Gironde genannt, leidet besonders im Mündungsgebiete unter Versandung, doch
ist ihr Mittellauf durch den viel befahrenen Canal du Midi mit dem Golfe du Lion
verbunden. Die Rhone, deren Gebiet mit den Rheinlanden besser verbunden ist
als mit den nach Nw. abwässernden Strömen, hat ein zu starkes Gefälle und
erlaubt deshalb fast nur Talfahrt. Ihre Mündungsarme sind kaum schiffbar, ihr
Delta baut sich jährlich mehr als 50 m weit vor, so daß der Hafen ihres Mün-
dungsgebietes seitwärts an einer steileren Küste angelegt werden mußte. Sie
ist mit dem Rhein durch dçn. Rhein-Rhonekanal, außerdem mit der Loire,
Seine und Garonne verbunden.
So ist das Flußsystem zwar von Natur günstig, aber wegen mehrerer Miß-
stände, die teilweise eine Folge der Entwaldung sind, für die Schiffahrt nicht
sehr brauchbar. Doch ermöglichen die Flüsse eine gute Bewässerung und all-
seitige Wegsamkeit des Landes.
6. Klima. Auch durch das Klima ist Frankreich bevorzugt. Fast das ganze
Land hat eine Mittelwärme von mehr als 10° und ist auch im Winter außer-
halb der Gebirge meist frostfrei. Dabei bekommt es durch die Nachbarschaft
des Meeres reichliche Niederschläge. Der mittelmeerische S. hat regenarme
Sommer, im übrigen Lande überwiegen Herbstregen.
7. Erzeugnisse. Da der Boden außerdem mannigfaltig zusammengesetzt
ist, hat Frankreich einen großen Pflanzenreichtum. Im südlichen Teile gedeihen
Südfrüchte und der Ölbaum, nur müssen die Gärten durch hohe Zypressenhecken
gegen einen von den Alpen kommenden kalten Wind, den Mistral (á), geschützt
werden. Das übrige Frankreich erzeugt besonders Weizen und feinere Obstarten,
doch schließt im Nw. das trübe Klima den sonst reichlich angebauten Wein aus,
und kaum die Kirsche vermag dort in der feuchten Luft zu reifen. Der Anbau
des Maulbeerbaumes und die Zucht der Seidenraupe erstreckt sich an der
Rhone bis Lyon. Südliche Tiere, Taranteln, Schildkröten und Eidechsen, kommen
bis zu den Cevennen vor; der Reichtum des Bodens an Kalk begünstigt das
Vorkommen von Schnecken; wegen des Mangels an Seen und Teichen kommt
der Storch nur selten vor. Die Viehzucht ist nicht hoch entwickelt, nur die
Zucht von Schafen, Kaninchen und Geflügel steht in einigen Landesteilen in
hoher Blüte.
Dem so reichlich ausgestatteten Lande fehlen nur die Bodenschätze. Stein-
kohlen finden sich zwar im französischen Mittelgebirge und an der belgischen
Grenze, aber ihre Menge hat bisher nicht ausgereicht, eine Großindustrie zu ent-
wickeln, und deshalb entstand ein Kleingewerbe, das sich namentlich auf
Gegenstände der Kunst, des Luxus und der Modewaren erstreckt.
8. Bevölkerung. Den Grundstock der Bevölkerung bilden keltische Gallier,
die seit Cäsar in ihrer Sitte und Sprache vom römischen W esen beeinflußt
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Paris Rhein-Marnekanal Rhein Rhein Rhein-Rhonekanal Frankreich Frankreich Frankreich Lyon
56
Champagnerfabrikation ist die alte Krönungsstadt Reims. Die im Kriege von
1870 bekannt gewordene Festung Sedan ist Mittelpunkt der Woll- und Baum-
wollweberei.
3. Zwischen dem Gebiete der Seine und dem der Loire schiebt sich
die Halbinsel Bretagne weit in das Meer hinaus. Ihre Küste ist von der
Flutwelle tief ausgefressen und zur Anlage von Häfen sehr geeignet, unter denen
der Kriegshafen Brest der bedeutendste ist. Auf der rauhen Hochfläche
findet man viele altertümliche Städte und Gebräuche. An der unteren Loire,
die den „Garten Frankreichs" und die Kornkammer des Landes durchfließt,
liegen die Hafenstadt Nantes mit dem wegen der Versandung des Flusses
wichtigen Vorhafen St. Nazaire und Tours. Orléans ist, ebenso wie Le Mans,
Hauptplatz eines großen Leinenbezirkes, ein wichtiger Straßenknotenpunkt und
deshalb viel umkämpft.
4. Den Eingang zum südwestlichen Frankreich bildet eine Senke, die
„Aquitanische Pforte", mit der Hauptstadt Poitiers. Die Bewohner der Küsten-
Fig. 25. Paris.
(Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.)
landschaft Vendée halten zäh am Alten. An der Stelle der Gironde, bis wohin
die Flut reicht, liegt der große Hafen Bordeaux, Ausfuhrort für die Weine, die
auf den Rebenhügeln des Stromes und im Bezirke von Médoc und Cognac
wachsen. Im scharfen Gegensatze zu der außerordentlich fruchtbaren Gascogne
steht das öde Gebiet der Landes.
Toulouse ist wichtig, weil es in der Tieflandpforte zwischen den Pyrenäen
und dem Mittelgebirge liegt und den Handel zum Rhonegebiete vermittelt. Das
milde Seebad Biarritz übt eine große Anziehungskraft aus. Am Golf von
Biskaya liegt der befestigte Hafen Bayonne, von dem das Bajonett seinen
Namen hat. Die Auvergnaten wandern aus ihrem rauhen Heimatgebiete, das
wegen der Waldverwüstung die Bewohner nur kümmerlich nährt, in die Groß-
städte des Tieflandes, wo sie wegen ihrer Treue und Arbeitsamkeit als Arbeiter
hoch geschätzt sind. Der größte Ort der Auvergne ist Clermont am Puy de
Dome (Fig. 26).
5. Die Landschaft links der unteren Rhone trägt noch von der Zeit, wo
sie eine römische Provinz wurde, den Namen Provence. In dem itahenisch
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Extrahierte Personennamen: Le_Mans
Extrahierte Ortsnamen: Reims Sedan Nantes Frankreich Poitiers Küsten-
Fig Paris Médoc Toulouse Biarritz Bayonne Clermont
59
yerkehrsschwierigkeiten keine große Stadt entstehen lassen; doch liegen dort
geschichtlich berühmte Orte, wie Arles und Avignon. Zwischen Loire und Rhone
entstand wegen des Vorkommens von Eisen eine bedeutende Industrie. Der
wichtigste Ort an der Rhone ist Lyon, ein Mittelpunkt des Handels, besonders
der Seidenindustrie, und wegen der dort zusammenlaufenden Straßen stark
befestigt. Die größte Wichtigkeit hat die an der Saone und am Doubs aufwärts
zur Burgundischen Pforte führende Straße, deshalb ist dort Besançon zu einer
starken Festung ausgebaut. Der Westabfall des Juragebirges hat seinen Namen
von der alten Freigrafschaft Burgund, der Franche Comté, während als Burgund
(Bourgogne) das Gebiet der Saone bezeichnet wird. Es hat wegen der nach allen
Seiten geschützten Lage ein mildes Klima und erzeugt deshalb viel Obst und
Wein, letzteren besonders an der Côte d'or. Der wichtigste Weinmarkt ist Dijon,
zugleich starke Festung, ebenso wie Beifort. Am Westrande des Wasgenwaldes,
in Französisch-Lothringen (Lorraine), liegt eine große Reihe befestigter Plätze,
darunter Verdun. Die Hauptstadt des alten deutschen Herzogtums, das in den
Tälern reich an Wein und Getreide ist, im Gebirge von der Eisenindustrie belebt
wird, ist Nancy (deutsch: Nanzig). Ein großer Festungsgürtel zieht sich vom
Jura bis an den Kanal, da hier die Grenze keinen natürlichen Schutz hat.
10. Weltstellung. Frankreich ist durch seine geschützte und doch dem
Verkehr geöffnete Lage, durch seiner Bodengestalt und die Fruchtbarkeit des
Bodens, durch mildes Klima und einheitliche Bevölkerung sehr bevorzugt, so
daß man es als das reichste Land Europas bezeichnen kann. Handel und Industrie
sind genügend entwickelt, so daß bei der Bedürfnislosigkeit der Bewohner ein
allgemeiner Wohlstand herrscht, der es ihm ermöglichte, die großen, im Kriege
1870—.71 erlittenen Schäden schnell zu verwinden. Dazu kommt, daß es viele
auswärtige Besitzungen hat. Es hat nächst England die meisten Kolonien und
die größte Kriegsflotte, wogegen seine Industrie, sein Handel und seine Handels-
flotte von der deutschen weit übertroffen wird. Sein geistiger und politischer
Einfluß war früher fast unumschränkt, doch hat er in letzter Zeit abgenommen.
11. Auswärtige Besitzungen. Zu den französischen Besitzungen gehört die
Insel Korsika, die zwar landschaftlich schön, aber wegen ihrer wilden Gebirgs-
natur arm und schwach besiedelt ist; struppiger Buschwald bedeckt einen großen
Teil der Insel, die als Geburtsland Napoleons I. berühmt geworden ist.
Zu den auswärtigen Besitzungen gehören Tunis, Algier und Marokko
als Schutzstaaten, ein großer Teil Westafrikas von Senegambien bis zum Kongo,
Madagaskar, Annam, Kochinchina, Tonking, Neukaledonien und einige andere
Südseeinseln, mehrere der Kleinen Antillen und ein Teil von Guayana.
Die französische Münzeinheit ist der Frank zu 100 Centimes gleich
80 Pfennig.
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Extrahierte Personennamen: Nancy_( Napoleons_I.
Extrahierte Ortsnamen: Arles Avignon Lyon Burgund Burgund Dijon Französisch-Lothringen Frankreich Europas England Korsika Napoleons Tunis Algier Marokko Westafrikas Madagaskar Kochinchina Neukaledonien Guayana
55
wurden. In der Völkerwanderung drangen Germanen ein. Nach den von No.
kommenden Franken hat das ganze Land seinen Namen La France und nach
den von No. gekommenen Burgundern heißt die Landschaft Bourgogne. An die
Eroberung durch dänische Normannen erinnert der Name der Normandie, und
die dreihundertjährige Herrschaft der Engländer in Nordfrankreich hat dort
manche Spuren hinterlassen. Gegen Ende des Mittelalters wird das Land poli-
tisch geeint. Beinahe überall herrscht die französische Sprache. Im äußersten
No. wohnen Flamen, im Nw. keltische Bretonen, im Pyrenäenwmkel Basken
und im Winkel der Alpen Italiener.
Entsprechend der nicht.sehr hoch entwickelten Industrie und dem günstigen
Stande der Landwirtschaft hat Frankreich nicht viel große Städte, und der größte
Teil der Bevölkerung wohnt auf dem Lande. Eigentümlich ist es, daß die Bewohner-
zahl des Landes nur sehr wenig zunimmt.
Fast das ganze Land gehört zum römisch-katholischen Bekenntnisse.
9. Staatliche Einteilung. Während im Volke noch die geschichtlichen
Landschaftsnamen leben, ist jetzt der ganze Staat, seit 1870 Republik, in 86 De-
partements eingeteilt, wozu das Gebiet von Beifort kommt.
1. Von England fährt man in l1^ Stunden nach Calais über (etwas mehr
gebraucht man zur Überfahrt nach Boulogne und Dünkirchen). Die Landschaft
mit ihrem Grasland und ihrer Viehzucht trägt teilweise englisches Gepräge, teil-
weise ist sie von gewerblichen Anlagen bedeckt. Der Mittelpunkt des Kohlen-
gebietes, zugleich der Spitzenfabrikation, ist Valenciennes, der Hauptsitz der
flandrischen Spinnerei die Festung Lille, während Amiens durch Seidenfabriken
ausgezeichnet ist. Die Normandie treibt hauptsächlich Viehzucht. Hier liegt der
Kriegshafen Cherbourg und an der Seinemündung der wichtigste atlantische
Handelshafen Frankreichs, Le Havre, der auch von deutschen Auswanderern
viel benutzt wird. Am Endpunkte der Flutwelle ist an der Seine das alter-
tümliche Rouen gelegen.
2. Weiter aufwärts ist zwischen Kalkhügeln das Seinebecken eingebettet,
dessen Mitte die Landschaft Isle de France einnimmt. In diesem natür-
lichen Mittelpunkte des Landes laufen von allen Seiten die Straßen zu-
sammen und verhelfen der Stadt Paris zu solcher Entwicklung, daß sie die
drittgrößte Stadt der Erde und die zweitgrößte Stadt Europas ist. (Fig. 25.)
Sie zählt mit den Vororten 3 Millionen Einwohner. Um die an herrlichen
Bauwerken reiche innere Stadt ziehen sich die belebten Boulevards ( — Boll-
werke, an die Stelle der alten inneren Festungswälle getretene, mit Baumalleen
geschmückte Straßen), weit nach außen sind starke Befestigungen vorgeschoben.
Die Verwaltung, das geistige und wirtschaftliche Leben sind in Paris vereinigt:
Paris ist Frankreich. Auf dem Gebiete der Mode ist es tonangebend für die
ganze Erde, für Frankreich ist es die erste Handels- und Industriestadt. Unter
den Einwohnern befinden sich etwa 40 000 Deutsche. In der Nähe liegen viele
geschichtlich bekannt gewordene Orte, darunter Versailles, in dessen prächtigem
Schlosse 1871 König Wilhel m als Deutscher Kaiser ausgerufen wurde, und
St. Dénis mit den Gräbern der französischen Könige.
Den Ostrand des Seinebeckens bilden die Kalkhügel der Champagne, die
teilweise Ödland, teilweise mit Wald bedeckt sind, aber an ihren Hängen Reben
tragen, aus denen der beste Schaumwein hergestellt wird. Der Mittelpunkt der
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Extrahierte Personennamen: Le_Havre
Extrahierte Ortsnamen: Nordfrankreich Pyrenäenwmkel_Basken Frankreich England Boulogne Valenciennes Amiens Cherbourg Frankreichs Rouen Paris Europas Paris Paris Frankreich Frankreich Versailles
milden Klima der „fran-
zösischen [Riviera" (Ge-
stade) gedeihen Ölbaum,
Granate, Palme und Zy-
presse, werden Reben ge-
baut und Seidenraupen
gezüchtet. In herrlicher
Gegend liegen die Winter-
kurorte Cannes und das
blumenreiche Nizza (franz.
Nice, Fig. 27), zwischen
ihnen Monte Carlo, der
Hauptplatz des kleinen
selbständigen Fürstentums
Monaco. An der Steilküste
ist in einer sicheren Bucht
schon um 600 v. Chr.
Marseille gegründet wor-
den, das sich zum wichtig-
sten Hafen des Mittel-
ländischen Meeres ent-
wickelt hat und die Er-
zeugnisse der Provence
verarbeitet, besonders öl
und Parfümerien erzeugt,
aber auch bedeutenden
Schiffbau hat. Toulon ist
Hauptkriegshafen von C]
Frankreich. Der westliche
Abfall der Alpen ist sehr
zerklüftet und veranlaßt
die [Bewohner,1 besonders
die Savoyarden, wegen der
i schwierigen Erwerbsver-j
hältnisse, sich den Unter-
halt als umherziehende
Händler zu erwerben. In
der Dauphin é, nach welcher
früher der französische
Thronfolger den Titel Dau-
phin führte, liegt Grenoble,
zugleich starke Festung
zum Schutz der Alpen-
straßen und bekannte, viel
von Deutschen besuchte
Universität. Das untere
Rhonetal hat wegen der
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
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Extrahierte Personennamen: Carlo
Extrahierte Ortsnamen: Cannes Nizza Monaco Marseille Toulon Frankreich Grenoble Rhonetal
40
Handelsstadt, Antwerpen an der Scheide, ist nächst Hamburg der bedeutendste
Hafen des europäischen Festlandes und stark befestigt. (Fig. 21.)
Der größte Platz des Staates ist die glänzende Hauptstadt Brüssel (franz.
Bruxelles, spr. brüszähl), unter deren Erzeugnissen Spitzen, Teppiche und Ma-
schinen den ersten Rang einnehmen. Brüssel liegt in der Mitte des Landes an
der Grenze von Hochland und Tiefland und an der Sprachgrenze zwischen
Wallonisch und Flämisch. Südlich von der Stadt hat der Flecken Waterloo durch
die Schlacht bei La Belle Alliance eine geschichtliche Berühmtheit erlangt.
Fig. 21. Antwerpen.
(Nach einer Photographie der Photoglob Co., Zürich.)
Im Industriegebiete hat die alte Stadt Lüttich bedeutende Waffen- und
Maschinenfabriken.
Infolge seiner Eisen- und Kohlenschätze und seiner günstigen Lage für
den Handel hat sich Belgien zu einem der ersten Industriestaaten entwickelt,
so daß es eine der stärksten Bevölkerungen unter den Staaten Europas und das
dichteste Eisenbahnnetz der Wtelt aufweist. Die Bedeutung des Staates wird
noch dadurch gehoben, daß unter seiner Oberhoheit der Kongostaat im tropischen
Afrika steht. Belgien hat dasselbe Münzwesen wie Frankreich.
4. Politische Einteilung des preußischen Staates.
12 Provinzen:
1. Ostpreußen, Reg.-Bez. : Königsberg, Alienstein, Gumbinnen.
2. Westpreußen, ,, Danzig, Marienwerder.
3. Brandenburg, ,, Potsdam, Frankfurt.
4. Pommern, ,, Stettin, Köslin, Stralsund.
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Extrahierte Personennamen: Brüssel
Extrahierte Ortsnamen: Hamburg La_Belle_Alliance Antwerpen Europas Afrika Frankreich Königsberg Alienstein Gumbinnen Danzig Marienwerder Potsdam Frankfurt Stettin Stralsund
Belgien und Luxemburg.
95
freilich, da die Küste von einem breiten Dünenstreifen eingenommen wird,
und ein seichtes Meer sie begleitet. Dafür sind aber die Verkehrsverhältnisse
im Innern außerordentlich günstig. Zwei große schiffbare Ströme, Maas
und Schelde, durchfließen das Land. Mehrere Kanäle ergänzen diese
natürlichen Wasserstraßen. Außerdem ist Belgieu mit einem so dichten Netz
von Eisenbahnen überspannt, wie wir es kaum irgendwo auf der Erde
wieder antreffen.
Der wichtigste Handelsplatz ist Antwerpen an der dort noch für § 139.
Seeschiffe fahrbaren Schelde. Gent ist dagegen der bedeutendste Industrie-
ort Niederbelgiens. In Hochbelgien ragen als Bergbau- und Fabrikstädte
Lüttich und Namnr (namür) an der Maas hervor. Die Hauptstadt
des Reiches ist Brüssel, blühend durch Handel und Gewerbe wie durch
Kunst und Wissenschaft.
Die reichlich fließenden Erwerbsquellen führten zu einer starken ®£s
Ansammlung der Bevölkerung; das rund 30 Tausend qkm große Land zählt
mehr als 6 Millionen Einwohner. Im Süden leben hauptsächlich die
romanischen Wallonen, im Norden die germanischen Vlamen. Die
Staatssprache ist aber meist französisch.
Das vorwiegend katholische Belgien trennte sich 1830 von den refor- . Öcs
mierten Niederlanden und wurde eiu selbständiges Königreich, das von
den Mächten gleich der Schweiz für neutral erklärt worden ist. Der jetzige
König Leopold Ii. ist zugleich Souverän des afrikanischen Kongo st a ate s-
Im Südosten Belgiens liegt das kleine Großherzogtum Luxemburg§140.
mit gleichnamiger Hauptstadt, das 1867 für neutral erklärt wurde. Die Luxem-
Bewohner sind Deutsche römisch-katholischen Bekenntnisses.
Flächenin-
halt in qkin
Einwohn-r '
Einwohner tn Tagenden
Königreich Belgien. . . .
Großherzogtum Luxemburg
30 000
2 500
Wichtige Orte Einw. in Taus. in der Provinz:
Brügge 50, Westflandern
Lstende 27
Gent 160 Ostflandern
Brüssel 500, Südbrabant
Löwen 40
Antwerpen 257 Antwerpen
Namur 32 Namnr
Lüttich 156 Lüttich
61/:) Millionen
200 000
Brüssel 500
Luxemburg 18
Kongostaat
In Personalunion
mit Belgien.
Kolonieen:
Flächeninhalt
2 250 000
Einwohner
14 Mill.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland]]
Extrahierte Personennamen: Maas Leopold_Ii Leopold
106
Europa.
und den ihm vorgelagerten Jura steigen wir zunächst in eine breite Thal-
Flüsse, senke hinab, welche von Rhone und Saone (föne) durchflössen wird.
Westlich dieser erhebt sich die lange Kette der französischen Mittel-
g e b i r g e, die im Süden sich zu dem vulkanreichen Hochland d e r
Anvergne erweitert, das nach dem Rhonebecken von den Cevennen
begrenzt wird. Westlich und nordwestlich davon gelangen wir in ein aus-
gedehntes Tiefland, das von mehreren großen Strömen, Seine (sän),
Loire (loar), Ga rönne, durchflössen wird.
§155. Die Mündungen dieser Flüsse bilden wie die aus den britischen Inseln
«erkehr, breite Trichter, in die Seeschiffe weit stromaufwärts fahren können. Sie
öffnen dem Seeverkehr vortrefflich den Weg zum Innern des Landes. In
diesem aber bewegt sich ebenfalls ein reger Verkehr, gefördert durch die
vielen natürlichen Wasserstraßen, die durch künstliche noch ergänzt sind. Der
Mangel hoher Gebirge erleichterte auch den Verkehr auf dem Lande. Zu dem
3"; Handel gesellte sich die Industrie. Frankreich ist zwar an Mineralschätzen
nicht reich, aber gleichwohl entstand eine lebhaste Gewerbthätigkeit namentlich
in Modeartikeln. Im südlichen Frankreich blüht die Seidenfabrikation.
Boden- Klima und Fruchtbarkeit des Bodens ermöglichten außerdem in aus-
untznng. gedehntem Maße den Ackerbau. Das Klima ist unter dem Einfluß des
benachbarten Meeres äußerst mild. Neben nnsern Getreidearten gedeiht
Mais vortrefflich. Wein wird fast im ganzen Lande angebaut, nur vom
kühleren Norden ist er ausgeschlossen. An der mittelländischen Küste wachsen
Lorbeer, Myrte und Olive. Wir begegnen dort ferner ausgedehnten Maul-
beerbaumpflanzungen, die der Seidenraupenzucht dienen.
§156. Unter solchen Verhältnissen erfreut sich die Bevölkerung im allgemeinen
Bc- überall eines gewissen Wohlstandes. Sie ist trotzdem nicht sehr zahlreich. Auf
wohner. ^r Tausend qkm großen Fläche wohnen nur 38^2 Millionen Menschen.
Die heutigen Franzosen gelten als die Nachkommen der alten Gallier;
sie reden aber infolge der Unterwerfung dieser durch Cäsar eine romanische
Sprache. In ihrem Wesen weichen sie von uns Deutschen sehr ab. Es
ist ein leicht erregbares, rühm- und neuerungssüchtiges, aber auch ein zu-
vorkommend liebenswürdiges Volk. Ju der Geschichte des Reiches hat sich
Ver- die Eigenart des Franzosen stets geltend gemacht. Die Regierungsform hat
fassung. aoch in dem letzten Jahrhundert wiederholt gewechselt. Jetzt ist es eine
Republik. Die Bevölkerung ist vorwiegend römisch-katholisch.
Ko- Frankreich gehört auch zu den ersten Kolonialmächten. Es hat in
lomeen. Afrika, Amerika und Asien bedeutende Besitzungen.
$157 Der geistige und politische Mittelpunkt des Landes ist Paris an
Sied- der Seine; mit 2x/2 Millionen Einwohnern ist es die zweitgrößte Stadt
inngen. Uropas. Es erfreut sich lebhaften Handels und reger Gewerbthätigkeit,
besitzt außerdem zahlreiche Anstalten zur Pflege der Kunst und Wissenschaft.
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Extrahierte Personennamen: Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Frankreich Frankreich Afrika Amerika Paris
164
Europa.
Arankreich.
§ 117. Den äußersten Westen des europäischen Rumpfes nimmt Frankreich
Glic- ein. Hier dacht sich der Boden von den Höhen der Alpen allmählich nach
Westen und Norwesteu zum atlantischen Ocean ab. Dem Hochgebirge selbst
ist zunächst eine breite Thalsenke, die von Rhone und Saone (söne) durch-
flössen wird, vorgelagert. Dann erhebt sich die lange Kette der französischen
Mittelgebirge, die eine wichtige Wasserscheide bilden. Westlich und nordwestlich
derselben dehnt sich ein weites Tiefland aus.
Klima. Der Bodengestalt, namentlich der allgemeinen Abdachung nach Westen,
verdankt Frankreich ein äußerst mildes Klima. Das Land ist den Ein-
flnssen des benachbarten warmen Meeres völlig geöffnet. Die Vorherr-
schenden Südwestwinde bringen eine warme feuchte Luft herein. Selbst im
nördlichen Frankreich, das auf gleicher Breite mit dem südlichen Deutsch-
land liegt, bleibt außerhalb der Bergläuder auch im kältesten Monat die
Temperatur meist noch über dem Gefrierpunkt des Wassers. Infolgedessen
treffen wir hier fast nur Kaminheizung au. Im südlichen Teile des Rhone-
thales sowie in der Ebene von Langnedoc, herrscht echtes Mittelmeerklima,
gekennzeichnet durch heiße, trockne Sommer und frostfreie, regenreiche Winter.
Diese Milde Südfrankreichs erfährt allerdings zu Zeiteu eine jähe Störung,
sobald der Mistral, ein rauher Fallwind, von den kalten Bergländern zur
Küste herabweht.
ä?oi>cn= Unter dem günstigen Klima hat sich in Frankreich die Kultur in
" "r' hohem Maße entwickelt. Über die Hälfte des Landes ist angebaut, und der
im allgemeinen fruchtbare Boden giebt fast überall reichen Ertrag. Von
den Getreidearten wird hauptsächlich Weizen und im Süden auch Mais
gebaut. Das wertvollste Erzeugnis ist jedoch der Wein, der in Frankreich
anßer den nördlichen feuchteren und kühleren Gebieten, der Bretagne, der
Normandie und der Picardie, überall vortrefflich gedeiht. Leider hat sich in
den letzten Jahrzehuteu infolge der verheerenden Wirkung der Reblaus die
französische Weinprodnktion erheblich vermindert. Außerdem blüht die Obst-
kultur; es gedeihen besonders Aprikosen, Pfirsiche und edle Kastanien. Im
mediterranen Süden wird vortreffliches Öl gewonnen, und zur Zucht der
Seideuraupe der Maulbeerbaum in großen Mengen angepflanzt.
Waid- Die Ausbreitung des Ackerbaus, niehr aber noch die unsinnige Ab-
nn""t' holzuug der Wälder in der Revolutionszeit zu Ende des vorigen Jahr-
Hunderts hat in Frankreich große Waldarmut erzeugt. Die Folgen dieser
Rodungen sind die ungleichmäßigen Wasserverhältnisse und die starke Schlamm-
führnng der Flüsse. Verheerende Überschwemmnngen wechseln mit völliger
Wassernot. Besonders traurig sind die Zustände in den französischen Alpen
durch die Entwaldung der Kalkberge geworden. Dort ist geradezu eine Ver-
ödnug des Landes erfolgt, und erst kostspielige Anlagen werden den einst
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Frankreich Frankreich Rhone- Langnedoc Frankreich Süden Frankreich Bretagne Frankreich